p1
Krankheitsprozess
p1 p1 p1 p1 p1

Beim Hufrollensyndrom treten Veränderungen und Schmerzen an verschiedenen Orten auf

Die Hauptstrukturen für Schmerzhafte Prozesse:

    • Knöcherne Strukturen (Strahlbein 1, Hufbein 2)
    • Weichteilstrukturen (alles außer 1, 2 und 3 auf dem Bild)

    Längsschnitt durch den Strahlbeinkomplex: 1 Strahlbein, 2 Hufbein, 3 Kronbein, 4 tiefe Beugesehne, 5 Insertion er tiefen Beugesehne am Hufbein, 6 oberes Strahlbeinband, 7 unteres Strahlbeinband, 8 Hufgelenk, 9 Hufrollenschleimbeutel, 10 Gelenksaussackung Hufgelenk, 11 Strahlkissen

 

Schmerzen im Strahlbeinkomplex und ihre Entstehung

Es gibt verschiedene Hypothesen über die Pathomechanismen (Entstehung) des Hufrollensyndroms. Diese stützen sich im Wesentlichen auf:

    • Degeneration des Dämpfungsmechanismus der Hufstrukturen im hinteren Bereich des Hufes und darauf folgender chronischer Überbelastung
    • Biomechanischer Einwirkungen durch Druck der tiefen Beugesehne auf das Strahlbein
    • Übermäßige Zugbelastungen an den Band- und Sehnenansätze
    • Durchblutungsstörungen im Hufbereich mit teilweisen arteriellen Gefäßverschlüssen und daraus resultierender Minderversorgung des Strahlbeines oder lokalen Blutdruckproblemen im Strahlbein

In den folgenden Abschnitten werden die einzelnen relevanten Strukturen und deren  Bedeutung für den Krankheitsprozess des Hufrollensyndroms beschrieben.

 

 

Der Stoßdämpfer:   Hufknorpel, Strahlkissen, Huf

Der Stoßdämpfer: Hufknorpel, Strahlkissen, Huf  

Der Form und Qualität des Hufes besonders im Trachten und Ballenbereich wird eine zentrale Rolle bei der Entstehung des Hufrollensyndroms zugeschrieben. Nur ein  korrekt geformter Huf mit gut ausgebildetem Strahlkissen und funktioneller Sohle kann als Stoßdämpfer fungieren, der die bei der Fußung auftretenden schädlichen Vibrationen effektiv wegdämpft und die Gliedmaße schützt. Ist der Huf vom Beschlag bzw. der Zurichtung her gut ausbalanciert, hat er eine enorme Adaptationsfähigkeit an die auftretenden Kräfte und bildet stabile Trachten, ein starkes Stralkissen und einen tragfähigen Strahl. Fehlt mangels Bewegung oder wegen Behinderung des Hufmechanismus die Durchblutung oder ein gesunder Belastungsstimulus, kann der Huf nicht adaptieren. Bei dauerhafter Fehlbelastung bzw. fehlerhaftem Beschlag kann sich der Huf nicht anpassen sondern es kommt im Gegenteil zur Schädigung des Hufes. Die Dicke des Hufknorpels nimmt ab, das Gefäßsystem des Hufknorpel degeneriert und verliert seine hydraulische Dämpfungsfunktion, das Gewebe des Strahlkissen verliert seine feste Faserstruktur, die weitgehend durch  Fett ersetzt wird. Das Strahlkissen wird weich und verliert dadurch seine Elastizität,  seine Dämpfungsfunktion und die Schutzfunktion für den Strahlbeinkomplex. Der “Stoßdämpfer” geht kaputt. Der Umbau äußert sich auch im äußerlich sichtbaren Trachtenzwang und der Atrophie (Verkümmerung) des Strahls. Umgekehrt zeigen Pferde mit gut ausgebildeten gesunden Hufen wesentlich weniger Streßmerkmale an Hufbein, Strahlbein und den Weichteilstrukturen des Hufrollenkomplexes.

1 Hufknorpel,  2 Strahlkissen, 3 Gefäßsystem, 4 Strahlhorn,  5 Eckstrebe

 

Wenn die Hufknorpel verknöchern, was als solches meist noch keine Lahmheit verursacht, ist die Dämpfungsfunktion und der Hufmechanismus je nach Umfang der Verknöcherung erheblich gestört. Diese Pferde fußen dann oft auch entsprechend vorsichtig, besonders auf dem Kreis bei festem Boden. Pferde, die sehr viel auf hartem Boden gehen, neigen eher zur Hufknorpelverknöcherung. Generell ist die Veranlagung aber erblich bzw. Rasse bedingt (kaltblütige Rassen neigen mehr dazu).

 

Im Kreis ein hochgradig verknöcherter Hufknorpel

 

<
<
Hufknorpelverknöcherung auf dem Röntgenbild

 

Bewegung spielt für den Huf und die Erhaltung eines effektiven Stoßdämpfers die entscheidende Rolle. Ganz allgemein kann sich ohne ausreichenden Bewegungsreiz und Belastung  keine Last aufnehmende Struktur in der Gliedmaße (Knochen, Knorpel, Bänder,....)  ausreichend adaptieren, um Belastungen auszuhalten. Der Bewegungsmangel des Lauftieres Pferd bei der heute meist üblichen Pferdehaltung mit Bewegungsverhinderung über 96% der Zeit (1 Stunde Bewegung am Tag) hat gravierende Konsequenzen. Die Adaptation an die relative Überbelastung beim dann kurzzeitigen reiterlichen Einsatz ist nicht möglich. Bei 2 Stunden Bewegung am Tag erträgt das Pferd immer noch 92% Bewegungsverhinderung. Hinzu kommt, dass bestimmte Bewegungen, die die Gliedmaße beim reiterlichen Einsatz auszuhalten hat, von der Gelenkskonstruktion her eher ungünstig sind. Die Gelenke des Pferdes sind vornehmlich zum Geradeauslaufen gebaut. Häufiges Reiten auf gebogenen Linien,  belastet die Gelenke und besonders die Seitenbänder und den Huf erheblich. Die folgenden  Krankheitserscheinungen sind dementsprechend. Häufig kommt es schon von der Aufzucht her zur Anlage der späteren gesundheitlichen Probleme. Bei im Stall gehaltenen Fohlen mit Bewegungseinschränkung im ersten halben Lebensjahr entwickeln  sich Sehnen und Gelenke  wesentlich schlechter, als natürlich auf der Weide gehaltene Fohlen. Die Defizite sind später nicht mehr aufholbar.

Die Ernährung von Knorpelstrukturen wie der Gelenkfläche des Hufgelenkes, der Gleitfläche des Strahlbeines und dem Hufknorpel erfolgt nicht, wie bei anderen Geweben der Körpers, über Blutgefäße. Vielmehr müssen Knorpelstrukturen regelmäßig Flüssigkeit aufnehmen, damit sie ihre Elastizität behalten. Das können sie aber nur, wenn sich das Pferd bewegt. Durch Bewegung wird der Knorpel be- und dann wieder entlastet. Auf diese Art und Weise wird Flüssigkeit in den Knorpel "eingewalkt". Das kann man ungefähr mit dem Einkneten von zusätzlichem Mehl in einen fertigen Brotteig vergleichen. Will man eine Hand voll Mehl in einen Brotteig kneten, dann reicht es auch nicht aus, das Mehl einmal fest an den Teig zu drücken. Vielmehr wird das Mehl nur durch dauerndes Drücken und Entlasten mit dem Teig verbunden. Auf diese Weise ernährt sich auch der Knorpel. Bei Bewegungsmangel wird zu wenig Flüssigkeit in den Knorpel "geknetet" und er wird spröde und rissig. Bei Überlastung steht der Knorpel dauernd unter zu starkem Druck. Die Flüssigkeit wird herausgedrückt . Das Ergebnis ist dasselbe, der Knorpel wird unterernährt und kann im Extremfall absterben. Die Folge ist eine Arthrose.

Sehnengewebe hat im Gegensatz zu Knorpel eine Gefäßversorgung ist aber extrem schlecht durchblutet (30-40% der Durchblutung von Muskulatur). Auch Sehnengewebe adaptiert an Belastung  durch kontinuierliche Bewegung. Im Moment der Belastung werden die Gefäße leer gepresst, sodass in diesem Moment gar keine Durchblutung stattfindet.

Bei Belastungsreiz werden Gewebshormone (z.B. Prostaglandine) freigesetzt. Diese bewirken, dass die Durchblutung in der Sehne auf das bis zu  7-fache des Ruhewertes ansteigt. Dadurch steigt der Gewebsumsatz in der Sehne und es wird zusätzliches Bindegewebe in den Sehnen gebildet. Die Sehne adaptiert dadurch an die Belastung, was sie bei mangelnder Bewegung nicht tut. Das Ausmaß der Verstärkung der Sehne ist belastungsabhängig. Außerdem ist eine Zeitspanne von mehreren Wochen notwendig, damit sich ein nachhaltiger Erfolg einstellt. Dies spiegelt sich in den langen Rehabilitationsprogrammen mit langen Bewegungsintervallen bei Sehnenerkrankungen wieder. Das für Sehnen gesagte gilt weitgehend auch für Bänder.

Auch am Knochen finden entsprechende Umbauprozesse statt. Werden knöcherne Strukturen nicht ausreichend belastet, wird Knochenmasse abgebaut, der Knochen wird osteoporotisch und verliert seine Belastbarkeit. Umgekehrt kann durch kontinuierlich steigernde Belastung die Knochendichte verstärkt werden und die knöchernen Strukturen sowie die Anheftungsstellen von Sehnen und Bändern werden stabiler.

Zum vergrößern und Einsicht der Kommentare anklicken)

0

1

2

3

4

5

Beispiele für degenerierte Hufe, die keine ausreichende Dämpfungsfunktion mehr ausüben.

 

 

 

Das Strahlbein

Die Form und Kontur des Strahlbeines ist von Geburt her vorgegeben. Form und Kontur beeinflussen aber wie die Belastungskräfte auf das Strahlbein einwirken. Ein gerader oder konvexer (nach oben geschwungener) Verlauf der oberen Strahlbeinkontur ist eher günstig, eine konkave (nach unten durchgebogen) oder gewellte Oberlinie ist eher ungünstig. Die obere Begrenzungslinie ist oft doppelt ausgebildet, was meist nicht krankhaft sondern ein normaler Umbauprozess ist, sofern nicht andere gravierende Veränderungen mit anzutreffen sind.

>
                    >

Beispiele für gerade, konvexe und konkave obere Kontur von Strahlbeinen. Die Kontur des konkaven Strahlbeines ist doppelt ausgebildet.

Im Verlauf eines ganz normalen Alterungsprozesses werden das Strahlbein und die Gleitfläche des Strahlbeines umgebaut. Bei Überbelastungen wegen ungünstiger anatomischer Gegebenheiten, kaputtem “Stoßdämpfer” oder Überbeanspruchung verstärkt sich der Umbauprozess und wird krankhaft. 

Zu Beginn der Erkrankung geht zu einem erheblichen Maß Knochensubstanz verloren, womit der Knochen schwächer wird. Im fortgeschrittenen Stadium wird der Knochen unter der Gleitfläche des Strahlbeines dicker und die Feinstruktur im Markraum geht verloren (Sklerosierung), der Knorpel der Gleitflächen verändert seine biochemische Zusammensetzung und wird anfällig für Abrieb.  Im weiteren Verlauf entstehen lokale Auflösungserscheinungen (Osteolyse) im Strahlbein und Verklebungen der tiefen Beugesehne mit der Gleitfläche des Strahlbeines. Im fortgeschrittenen Stadium bricht die Gleitfläche ein. Die Folgen für die tiefe Beugesehne sind leicht vorstellbar, sie wird über kurz oder lang durchgescheuert.

Niederbruch nach Abriss der tiefen Beugesehne

Bei vielen Strahlbeinen (25%) treten schon im Normalfall im Mittelteil der Gleitfläche knorpelfreie Zonen auf. In diesen Bereichen findet man im Erkrankungsfall auch häufig die Einbrüche der Gleitfläche auf. Zentrale Auflösungserscheinungen (Zysten) im Strahlbein können unabhängig von einer Hufgelenkserkrankung auftreten. In diesem Fall ist dann ein zentraler Defekt zu erkennen, die Gefäßkanäle weisen aber keine Veränderungen auf. Solch eine gravierende Veränderung ist übrigens nicht selten erst einmal völlig schmerzlos und wird nur durch Zufall z. B. bei einer Kaufuntersuchung entdeckt. Meist werden sie dann aber später doch zum Problem.

Strahlbeinzyste mit Zentralem Einbruch ohne deutlich krankhafte Gefäßkanäle.

 

Beispiel für ein Strahlbein mit symptomlosem Defekt im Faserknorpel der Gleitfläche zur tiefen Beugesehne. Solche Veränderungen sind auf Röntgenaufnahmen nicht zu erkennen.

 

 

 

 

.

 

Die Gefäßversorgung und das untere Strahlbeinband

Die Gefäßversorgung des Strahlbeines ist anfällig für Erkrankungen, weil das Strahlbein an seinem unteren Rand, wo die Gefäße in das Strahlbein eintreten, dem Druck der Gelenksflüssigkeit des Hufgelenkes ausgesetzt ist.

Bei einer Hufgelenksentzündung wird vermehrt Gelenkflüssigkeit gebildet, wodurch der Druck im Gelenk ansteigt. Im Normalfall kommt es bei einer Gelenksentzündung oder chronischen Gelenkreizung an Stellen an denen die Gelenkkapsel nachgeben kann zu Gallenbildung. Da das Hufgelenk  weitestgehend in der Hornkapsel eingeschlossen ist, gibt es für dieses Gelenk keine Druckentlastung, was zu sehr hohen schädlichen Gelenkdrücken führt.

Steigt der Druck im Hufgelenk über einen längeren Zeitraum an, wird der untere Strahlbeinrand umgebaut. Die normalen Gefäßkanäle (Canales sesamoidales), durch die Blutgefäße in das Strahlbein eintreten, erscheinen erweitert, deformiert oder verzweigt. Man nimmt an, dass die darin verlaufenden Gefäße im fortgeschrittenen Stadium durch Zubildungsprozesse in den Kanälen  stranguliert werden, weil der Raum für die Gefäße enger wird. Das Resultat können  Durchblutungsstörungen sein.

Da der Blutdruck in den Arterien größer ist als in den Venen, wird zwar Blut in das Strahlbein hineingepumpt aber der Abfluss ist behindert. Dies führt zu einem Bluthochdruck im Strahlbein (Kompartment Syndrom)  und damit verbundenem Schmerz. Hier liegt der therapeutische Ansatz der Durchblutung fördernden Medikamente. Die früher gängige Theorie einer primären der Arteriosklerose ähnlichen Gefäßerkrankung ist weitgehend widerlegt.

Veränderungen der Gefäßkanäle sind daher primär ein Hinweis auf eine Hufgelenkserkrankung und erst sekundär des Strahlbeines, sofern es hier und dann auch nur im fortgeschrittenem Stadium überhaupt zu Krankheitserscheinungen kommt.

Ansicht eines Strahlbeines von unten bzw. die Skyline Röntgenaufnahme mit Blick auf die Eintrittsöffnungen der Gefäße in das Strahlbein und die Gleitfläche für die tiefe Beugesehne.

Die Kanäle, durch die die Gefäße in das Strahlbein ziehen, sind auf den Röntgenbildern als so genannte "Strahlbeinkanäle" (Canales sesamoidales) zu sehen und spielen bei der Diagnostik einer Hufrollenerkrankung (Podotrochlose) traditionell eine völlig überzogene Rolle.

Die alleinige röntgenologische Nachweisbarkeit von Gefäßkanälen ist nach heutigem Wissensstand kein hinlänglich sicherer Hinweis auf Erkrankung oder Schmerzhaftigkeit, sofern die Gefäßkanäle nicht eindeutig krankhaft verändert sind.

.

Links im Röntgenbild nicht krankhafte Gefäßkanäle, rechts krankhafte Gefäßkanäle.

Vergleich_Nav_GleitflächeIm rechten Bild ein Beispiel für ein Strahlbein mit hochgradig veränderten Gefäßkanälen. Veränderungen in diesem Ausmaß sind natürlich eindeutig krankhaft. Die innere Zerstörung des Strahlbeins geht einher mit dem Einbruch der Gleitfläche und Verklebungen mit der tiefen Beugesehne. Solch hochgradige Veränderungen sind therapeutisch nicht beeinflussbar und daher nach wie vor unheilbar. Pferde mit diesen Veränderungen sind chronisch lahm und müssen aus ethischen Gründen euthanasiert werden.

 

Das untere Strahlbeinband nimmt nach neueren Untersuchungen eine zentrale Rolle bei der Steuerung des Blutzuflusses zum Strahlbein, dem Endabschnitt der tiefen Beugesehne und deren Anheftungsbereich am Hufbein ein. Über spezifische Gefäßstrukturen (arteriovenöse Komplexe) regelt es durch einen bestimmten Botenstoff (Substanz P) lokal die Blutzufuhr zu den benachbarten Geweben. Bei Pferden, deren “Stoßdämpfer” kaputt gegangen ist, verschwinden die Rezeptoren für den Botenstoff der den Blutfluß reguliert. Dadurch geht die Regulierung der Blutzufuhr zum Strahlbein  verloren, die Schmerzwahrnehmung bleibt aber erhalten.

Auch nach heutiger Theorie ist die Blutversorgung des Strahlbeines im Falle krankhafter Prozesse im Bereich des Strahlbeinkomplexes gestört. Als Grundursache für die Entstehung des Hufrollensyndroms wird sie inzwischen nicht mehr angesehen, da Experimente mit Unterbrechung der Blutzufuhr keine dem Hufrollensyndrom vergleichbaren Krankheitsbilder verursacht

 

 

Die tiefe Beugesehne

Die tiefe Beugesehne ist enormen Kräften ausgesetzt.

Mechanische Schwachpunkte für die tiefe Beugesehne sind:

    • der Umlenkpunkt, an dem die Sehne um das Strahlbein herum die Richtung wechselt,
    • sowie die Anheftungsstelle der Sehne am Hufbein.

Sehnen sind ihrer Bauweise nach auf Zugbelastungen ausgerichtet, nicht aber auf Druckbelastungen oder Belastungen, die nicht exakt in ihrem Längsverlauf einwirken. Die tiefe Beugesehne ist an diesen Stellen zwar in ihrer Gewebszusammensetzung verstärkt, kann den Belastungen eines Großpferdes aber nur bedingt Stand halten. Neben Sehnenschäden an sich, kann es im weiteren Verlauf zu Knorpelschäden auf der Lauffläche des Strahlbeines kommen. Ist der Krankheitsprozess weit genug fortgeschritten, verklebt die Sehne mit dem Strahlbein bzw. dem Schleimbeutel, was mit chronischen Schmerzen verbunden ist. Umgekehrt kann eine Verklebung aber auch von einer Degeneration mit Auffaserung des Gleitflächenknorpels des Strahlbeines ausgehen.

Sehnengleitfläche
Links normale glatte Sehnenoberfläche, rechts aufgefaserte Oberfläche der tiefen Beugesehne nach Verklebungen

Auf Grund der anatomischen Gegebenheiten hat das untere Strahlbeinband Kontakt mit dem Hufgelenk und dem Hufrollenchleimbeutel. Entzündungssubstanzen aus dem Hufgelenk, aus dem Schleimbeutel und bei Erkrankungen der tiefen Beugesehne gelangen so über die Gefäße des unteren Strahlbeinbandes auch in das Strahlbein. Da Nerven in diesem Band laufen, führen Erkrankungsprozesse in den oben genannten Strukturen vermutlich auch zu Schmerzempfindungen in diesem Band. Das Gleiche gilt für die Seitenbänder, die schmerzleitende Nervenfasern führen und umschlossen sind von Aussackungen des Hufgelenkes.

Ein weiterer Schwachpunkt ist die Anheftungsstelle der tiefen Beugesehen am Hufbein. Zerrungen oder chronische Überbeanspruchungen der Anheftungsstelle am Knochen (Insertionsdesmopathien) können sehr schmerzhaft sein. Hier kommt es zu Knochenzubildungen, Verkalkungen in den Bändern oder Sehnen und  so genannten Randfrakturen. Diese oft röntgenologisch sichtbaren Veränderungen müssen aber nicht unbedingt schmerzhaft sein.

Auch bei den Erkrankungen der Anheftungsstellen der Sehnen und Bänder des Hufrollenkomplexes spielt Adaptation an Belastung eine entscheidende Rolle. Bei unzureichender Adaptation wird die Anheftungsstelle des unteren Strahlbeinbandes und der tiefen Beugesehne am Hufbein krankheitsanfällig, da der Knochen in seiner Dichte abgebaut und umgebaut wird. Die knöcherne Anheftungsstelle wird im Ultraschallbild bei Insertionsdesmopathien rau und die Sehnen- bzw. Bandstruktur lockert sich auf.

Links normale gerade glatte Anheftungsstelle, rechts Rauhigkeit und fehlende Bandstruktur des unteren Strahlbeinbandes.

 

 

Der Hufrollenschleimbeutel

Auch eine chronische Entzündung des Hufrollenschleimbeutels, früher als die Hauptursache von “Hufrolle” angesehen kann  mit oder ohne Beteiligung anderer Strukturen vorkommen und fällt unter den Begriff Hufrollensyndrom. Heute wird eine Entzündung des Hufrollenschleimbeutels als eine der vielen möglichen Komponenten beim Hufrollensyndrom angesehnen.

Über die Untersuchung mit einem Kernspintomografen (MRT) lässt sich eine Entzündung des Hufrollenschleimbeutels an Hand der vermehrten Füllung nachweisen. Diese Entzündung kann chronisch sein, scheint aber auch in akuten Fällen aufzutreten. Wenn die tiefe Beugesehne im Bereich des Hufrollenschleimbeutels erkrankt, kommt es automatisch auch zur Entzündung des Hufrollenschleimbeutels. Das gleiche gilt für Schäden an der Gleitfläche der tiefen Beugesehne am Strahlbein, da in diesem Fall ebenfalls mit einem Schaden der tiefen Beugesehne zu rechnen ist. In akuten Fällen ist die Hufzangenprobe über dem Strahl meistens positiv.

 

 

Die Erkrankung der “Hufrolle” ist also, wie aus den vorhergehenden Abschnitten zu ersehen ist, nicht die Erkrankung einer einzelnen Struktur sondern  die gemeinsame Erkrankung einer Vielzahl von Strukturen, weshalb auch der Begriff “Hufrollensyndrom” verwendet wird. Die Erkrankung geht eigentlich sogar über den Hufrollenkomplex hinaus und ist als eine Erkrankung des gesamten Hufes anzusehen.

Die folgenden Bildfolgen verdeutlichen dies.

(Zum vergrößern und Einsicht der Kommentare anklicken)

Seitliches Röntgen

Seitliches Röntgen

Seitliches Röntgen

Oxspringaufnahme

0

1

2

3

Oxspringaufnahme

Skyline Aufnahme

Ultraschall

Thermografie

4

5

6

7

Beschlag

Beschlag

8

9

Beispielhafte Sammlung von Befunden an einem Huf und therapeutischer Beschlag.

 

Hornkapsel

Hornkapsel

Hornkapsel

Hornkapsel

0

1

2

3

Hornkapsel

Hornkapsel

Hornkapsel

Hufbein

4

5

6

7

Hufbein

Hufbein

Strahlbein

Seitliches Röntgen

8

9

10

11

Röntgenaufnahme des Hufbeins

Oxspringaufnahme

AP Aufnahme

12

13

14

Bilderserie mit dem ganzen Spektrum der Erkrankungen an einem einzigen Huf.

 

Nach oben

Nächste Seite