Röntgenbefunde

In den Folgenden Abschnitten werden die beim Hufrollensyndrom auftretenden Röntgenveränderungen erklärt:

Relevanz von röntgenologischen Veränderungen

Das erste wonach beim Verdacht auf Hufrolle üblicherweise geschaut wird, sind die Gefäßkanäle im Strahlbein. Die Strahlbein- oder Gefäßkanäle hatten traditionell bei der  Beurteilung des Strahlbeines und der Beurteilung der "Hufrolle" eine zentrale Bedeutung. Man ist sich aber inzwischen international darüber einig, dass die Ausprägung der Gefäßkanäle  in ihrer Bedeutung maßlos überschätzt wurde und mancherorts auch immer noch überschätzt wird.

Andere röntgenologische Veränderungen als die Gefäßkanäle können hingegen, wenn vorhanden, eindeutig für eine Strahlbeinerkrankung sprechen. Aber auch hier entspricht der klinische Befund häufig nicht den röntgenologischen Veränderungen. 

Röntgenbilder bilden generell nur knöcherne Strukturen ab. Veränderungen knöcherner Strukturen spiegeln aber im Grunde primär nur Anpassungs- oder Umbauveränderungen des Knochen wider (abgesehen von Frakturen). Ob solch eine Anpassungs- oder Umbauveränderung auch Schmerzen bereitet, kann das Röntgenbild nicht sagen. Der direkte Rückschluss von einem Röntgenbefund auf ein Schmerzgeschehen ist gefährlich.

Röntgenbefunde sagen  nur etwas über den aktuellen Krankheitsprozess aus, wenn  klinische und andere Befunde damit in Relation gesetzt werden.

 

Was sind Strahlbeinkanäle

Strahlbeinkanäle sind die röntgenologisch sichtbaren Eintrittsöffnungen von Gefäßen am unteren Rand des Strahlbeines in den Markraum des Strahlbeines. Sie werden daher auch als Gefäßkanäle bezeichnet.

Eintrittsöffnungen der Gefäßkanäle in ein Strahlbein. Ansicht des Strahlbeines von unten.

 

Permanent erhöhter Druck im Hufgelenk (Hufgelenksentzündung) kann zur Erweiterung der Gefäßkanäle im Strahlbein führen. Bei vielen Pferden bestehen röntgenologisch sichtbare Gefäßkanäle aber schon von Fohlenalter an, eine Verschleißerkrankung kann hier aus Altersgründen noch gar nicht vorliegen. Gefäßkanäle sind etwas völlig normales, solange sie nicht krankhaft verändert sind. Dies hat man früher anders gesehen. 

Das Dilemma liegt für viele darin, dass das Vorhandensein der Gefäßkanäle einen wunderbar vorzeigbaren Befund darstellt aber meist nichts über den Erkrankungsgrad des Hufrollenkomplexes, geschweige denn die Schmerzhaftigkeit im Strahlbein aussagt.

    • Es gibt zahlreiche Pferde mit starker Ausprägung von Gefäßkanälen, ohne dass jemals schmerzhafte Zuständen auftreten (11% klinisch gesunder Pferde haben als krankhaft eingestufte Gefäßkanäle). 
    • Überschreiten die Kanäle eine gewisse Größe oder erscheinen sie ausgebeult, zerklüftet oder verzweigt, hat man es jedoch mit relativ großer Wahrscheinlichkeit  mit einem relevanten Krankheitsprozess zu tun.
    • Umgekehrt können Pferde röntgenologisch gesund erscheinen, sind aber wegen Weichteilerkrankungen im Strahlbeinkomplex oder anderer Strukturen im hinteren Bereich des Hufes lahm.
    • Aus der Sicht des Radiologen bekommen veränderte Gefäßkanäle zunehmenden Krankheitswert, wenn auch andere Strahlbeinveränderungen vorliegen. 
    Die Zeichnung zeigt die verschiedenen Formen von Gefäßkanälen
      • Die Kanäle 2, 3 und 4 sind harmlos (auch wenn mehr als 5 Stück auftreten)
      • 5 bis 9  ist zunehmend krankheitsverdächtig oder krankhaft
      • Die zentrale Veränderung 10 ist immer krankhaft
      • Die 1 ist stark krankheitsverdächtig, da am Strahlbeinflügel normalerweise keine Gefäßkanäle auftreten.
      • Wenn nur eine der Veränderungen 1 bis 6 vorliegt muss noch keine wirkliche Erkrankung vorliegen

 

Einzelheiten Röntgenbefunde

Auf den folgenden Seiten finden sich Beispiele für unauffällige und veränderte Strahlbeine

Oxspringaufnahme

 Veränderungen der Gefäßkanäle

Zubildungen am Strahlbein

Kontur und Strukturveränderungen

Zysten und zystoide Defekte

Strahlbeinfraktur

Weitere Beispiele für gravierende Veränderungen

Skylineaufnahme

Gravierende Veränderungen

Seitliche bzw. 90° Aufnahme

Strahlbeine mit deutlichen Veränderungen

Hier  zwei Beispiele, die die Problematik der Röntgenbeurteilung aufzeigen.

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Beispiel für ein Pferd ohne für die Lahmheit relevante krankhafte Röntgenbefunde aber Lahmheit aus dem Strahlbeinkomplex wegen einer Insertionsdesmopathie des unteren Strahlbeinbandes (Letztes Bild Ultraschall)

 

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Beispiel für ein Pferd mit gravierenden Röntgen- und Ultraschallbefunden bei unauffälligem Huf.

 

 

    Zusammenfassung

    • Außer bei schwerwiegenden Röntgenveränderungen kann alleine an Hand von Röntgenbildern oft keine zuverlässige Diagnose einer Hufrollenerkrankung getroffen werden.
    • Generell  kann aber davon ausgegangen werden, dass mit zunehmender Anzahl von im Einzelnen nicht so dramatischen  Umbauveränderungen die Wahrscheinlichkeit einer wirklichen Erkrankung zunimmt.
    • Sichere röntgenologische Anzeichen einer Hufrollenerkrankung sind
      • Veränderungen der Gleitfläche auf der Skyline Aufnahme,
      • Mineralisationen der tiefen Beugesehne,
      • osteolytische Veränderungen und Zysten, sowie
      • Sklerosierung des Markraums.
      • Sieht man diese Veränderungen, sind meist auch Zubildungen am Rand und veränderte Gefäßkanäle anzutreffen.
    • Das alleinige Vorhandensein von Gefäßkanälen sagt wenig aus.
    • Was man auf den Röntgenbildern natürlich nicht sieht, sind all die Weichteilschäden, die den Röntgenbefunden meist vorangehen.

 

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