Szintigrafie

Die Szintigrafie ist ein Untersuchungsverfahren zur Messung von Knochenumbauaktivität. Im Gegensatz zu Verfahren wie dem Röntgen stellt die Szintigrafie aktive Prozesse dar. Erste Veröffentlichung über die Anwendung beim Pferd gehen auf das Jahr 1975 zurück. Anfangs noch als absolut exotisch abgetan, ist dieses Untersuchungsverfahren heute aus der Lahmheitsdiagnostik nicht mehr wegzudenken.

Funktionsprinzip

Bei der Szintigrafie verwendet man schwach radioaktive Substanzen, um Zonen mit vermehrter Stoffwechselaktivität nachzuweisen. Das verwendete Technetium99 Präparat lagert sich im Knochen an den Stellen an, wo Knochen aufgebaut wird. Nach der intravenösen Verabreichung verteilt sich etwa die Hälfte der Dosis auf die Skelettknochen, der Rest wird schnell über den Urin ausgeschieden. Nach 3 Stunden ist im Blut keine Radioaktivität mehr nachweisbar, nach 6 Stunden ist die Hälfte der Substanz bereits aus dem Körper. Dennoch muss aus Sicherheitsgründen das Pferd drei Tage in der Klinik verbleiben, da die Substanz  noch länger ausgeschieden wird. Die Messung der Knochenaktivität erfolgt ca. 2 bis 4 Stunden nach der Injektion.

Durch eine so genannte Gamma-Kamera wird die Strahlung aufgefangen und auf dem Computerbildschirm ein farbig kodiertes Bild erzeugt. Aktive Regionen werden mit rot über gelb bis weiß dargestellt, nicht aktive Bereiche stellen sich blau dar.

Indikation

Der Einsatz der Szintigrafie bei der Strahlbeindiagnostik ist begrenzt, da die Auflösung der Bilder sehr grob ist. Die Szintigrafie wird hier aber zum Beispiel eingesetzt, wenn durch Anästhesien die Lahmheit auf den unteren Bereich der Zehe eingegrenzt worden ist, aber auf Röntgenaufnahmen gleichzeitig an verschiedenen Strukturen Befunde auftreten und unklar ist welche Befunde für die Lahmheit verantwortlich sind. Die Szintigrafie stellt dann die aktiven Regionen als “hot spots” dar, womit die Ursache der Lahmheit geklärt werden kann.

Auch wenn trotz positiver Anästhesie kein entsprechender Röntgenbefund gefunden wird, ist eine Szintigrafie sinnvoll, da sie im Krankheitsverlauf früher als die Röntgenuntersuchung Veränderungen zeigt. Oder, wenn die Lahmheit zu gering ist, um zu anästhesieren, kann die Szintigrafie als “screening” bzw. Suchverfahren eingesetzt werden, um einen “hot spot” zu finden.

  • Die Szintigrafie ist zwar hinsichtlich der Krankheitsaktivität wesentlich  sensitiver als Röntgenaufnahmen aber hinsichtlich der Auflösung sehr ungenau.
  • Sie ist kein alleiniges Diagnostikum, sondern ein Stein im Puzzle der Lahmheitsuntersuchung und eine Ergänzung zu anderen Bild gebenden Verfahren, wie Röntgen und Ultraschall.

Ein Nachteil der Szintigrafie sind die relativ hohen Kosten.  Der Aufwand ist wegen des Umgangs mit radioaktivem Material mit entsprechenden Schutzvorkehrungen, Entsorgungsauflagen, etc.  relativ groß. Eine Narkose ist heute für Aufnahmen der unteren Gliedmaßen nicht mehr nötig. Das Risiko der Strahlenbelastung ist bei korrektem Umgang sehr gering. Das Erkrankungsrisiko  durch Strahlenbelastung für den Untersucher, wenn 100 Stunden zu Messzwecken direkt am Pferd verbracht worden sind, ist mit 50 in 106  (das entspricht 75 Zigaretten oder 75 min "free climbing"!) ausgesprochen gering.

Beispiele

Szinti06_k04.In der Aufnahme links Anzeichen erhöhter Aktivität im Bereich des Hufgelenkes und verstärkt im Bereich des Strahlbeines.

   
Szinti05_k02
Die Aufnahme von unten, bei der das Pferd mit dem Huf auf der Kamera steht, zeigt einen eindeutigen “hot spot” über dem Strahlbein.

 

 

 

 

Szinti08_k02Bei diesem Fall auf der linken Aufnahme lediglich im Hufrollenbereich eine deutliche Anreicherung.

Szinti07_k02
Die Aufnahme von unten macht aber deutlich, dass auch die Eckstreben betroffen sind. Wenn hier nicht durch einen entsprechenden orthopädischen  Beschlag Entlastung geschaffen wird, hat die Behandlung des Strahlbeinproblems wenig Erfolg.

 

Weitere Fälle

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Ein weiteres Beispiel für einen zerstörten Stoßdämpfer. Gebrochene Zehenachse, negativer Hufbeinwinkel, Sklerosierung des Strahlbeines, entsprechend diffuse Anreicherungen in der Strahlbeinregion, dem Hufbein und dem Hufgelenk.

 

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Nachweis der aktiven Krankheitsbeteiligung einer Hufknorpelverknöcherung. In den meisten Fällen sind auch relativ stark ausgebildete Hufknorpelverknöcherungen, die auf Röntgenaufnahmen als massiver Befund imponieren, nicht mit einer Lahmheit verbunden.

Die Originale der szintigrafischen Bilder wurden von der Tierklinik an der Rennbahn in BadenBaden - Iffizheim zur Verfügung gestellt

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