TPA und MPA

Mit dem folgenden Abschnitt werden nur Tierärzte etwas anfangen können. Wenn Sie einen Eindruck bekommen wollen wie komplex das Ganze ist oder sich verunsichern lassen wollen, dürfen Sie aber trotzdem weiterlesen.Zehe_TPA1_k

     

    RPA - Ramus pulvinus Anästhesie

    • In Deutschland wird die tiefste mögliche Leitungsanästhesie  als RPA bezeichnet. Andere Bezeichnungen sind Ballenanästhesie und pulvine Infiltration.
    • Die Kanüle wird an der Innenkante der Hufknorpel parallel zum Nerven-Gefäßstrang ca. 3-4 cm in die Tiefe (in Richtung Sohle) geschoben und Anästhetikum infiltriert
    • Volumen: 3-5 ml pro Nerv
    • Kanüle: 0,9x70 (20Gx2 3/4") gelb (lang)
    • Nerven: R. palmaris des N. palmaris
    •  

      Betäubt wird

      • Die Huflederhaut der seitlichen Hufwand und des Strahles -  nicht jedoch der Trachten
      • Die Huflederhaut der Sohle
      • Der Strahlbeinkomplex mit Insertion des unteren Strahlbeinbandes aber ohne die oberen Anteile der Seitenbänder
      • Der hintere und seitliche Bereich des Hufgelenks und des Hufbeines
      • Teile des vorderen Abschnitts der Hufknorpel

     

    TPA in der Mitte der Fesselbeuge = pastern semi-ringblock

    • Die Kanüle wird in der Mitte der Fesselbeuge am inneren Rand des gut fühlbaren Gefäß-Nervenstranges plaziert und 2-3 ml Anästhetikum so platziert, dass eine Diffusion nach vorne möglichst unwahrscheinlich ist, um die dorsalen Äste nicht zu betäuben.
    • Betäubt wird:

        • Der gesamte Ballen und Trachtenbereich
        • Die Huflederhaut der seitlichen Hufwand, der Trachten und des Strahles und der Sohle
        • Der Strahlbeinkomplex inklusive Seitenbänder
        • Der hintere und seitliche Bereich des Hufgelenks
        • Die Seitenbänder des Hufgelenkes
        • Teile des Krongelenkes
        • Der Hufknorpel
        • Anteile der Gleichbeinbänder
        • Teile der Beugesehnenscheide
        • In unterschiedlichem Ausmaß die tiefe Beugesehne

      Diese Anästhesie ist unpräzise, da sie das Krongelenk in unberechenbarer weise mitbetäubt.

    Zehe_TPA1_Neu1

    TPA1 = “palmar digital nerv block”

    • Die Kanüle wird auf Höhe der Eintrittstelle des Gefäß-Nervenstranges in das Strahlkissen an der Innenkante der Hufknorpel nach distal platziert und Anästhetikum  injiziert.
    • Volumen: (1)-2,5 ml pro Nerv
    • Kanüle: 0,5x16 (25Gx5/8") orange
    • Nerven: R. palmaris des N. palmaris
    •  

       

      Betäubt wird:

      • Der gesamte Ballen und Trachtenbereich inkl. Hufbeinäste
      • Die Huflederhaut der seitlichen Hufwand, der Trachten und des Strahles und variabel große Anteile der Hufsohle
      • Der Strahlbeinkomplex inklusive Seitenbänder
      • Der hintere und seitliche Bereich des Hufgelenkes
      • Die Seitenbänder des Hufgelenkes
      • Der Hufknorpel
      • Evtl. unterste Anteile der Gleichbeinbänder und der oberflächlichen Beugesehne
      • Teile der Beugesehnenscheide
      • In unterschiedlichem Ausmaß die oberflächlichen Anteile der tiefen Beugesehne

    Im Gegensatz zur TPA in der Mitte der Fesselbeuge ist das Krongelenk nicht mitbetäubt, womit die Anästhesie präziser ist.

    TPA2 / Fesselringblock

    • Zehe_MPA_kDie Kanüle wird deutlich distal der Unterkante der Gleichbeine im oberen Drittel der Fesselbeuge am gut fühlbaren Gefäß-Nervenstrang platziert. Im Fall des Fesselringblocks wird durch Vorschieben der Kanüle nach dorsal unter Injektion von 3-4ml Anästhetikum sichergestellt, dass auch  dorsale Nervenäste mitbetäubt werden.
    • Orientierung: "Gitarrensaiten" über den Gleichbeinen. Der R. palmaris liegt axial, der nicht palpierbare R. dorsalis zieht variabel nach dorsal
    • Volumen Fesselringblock: (3)-4 ml pro Nerv
    • Kanüle: 0,55x25 (24Gx1") violett
    • Nerven: R. palmaris und R. dorsalis des N. palmaris sowie sämtliche anderen Äste distal der Injektionsstelle

    Die TPA2 sollte als Fessselringblock durchgeführt werden, da sich die Ausbreitung des Anästhetikums nicht sicher auf die palmaren Nerven beschränken lässt und die Interpretation unsichre wird.

    Betäubt wird beim Fesselringblock:

      • Der gesamte Huf inkl.  Huflederhaut und Hufknorpel
      • Der gesamte  Strahlbeinkomplex
      • Das gesamte Hufgelenk (TPA2 unsicher)
      • Das Krongelenk (TPA2 unsicher)
      • Die Gleichbeinbänder und die Endschenkel der oberflächlichen Beugesehne
      • Die Beugesehnenscheide
      • Die tiefe Beugesehne unterhalb des Fesselgelenkes
      • Meist Anteile der Gleichbeine

    Das Fesselgelenk ist nicht mitbetäubt aber meist Anteile der Gleichbeine. Bei Fissuren von Kron- oder Fesselbein ist diese Anästhesie unsicher, da auch beim Vorliegen einer Fissur die Anästhesie negativ sein kann.

    Die Innervation durch Hautnerven und Ausläufer der Metakarpal/Metatarsalnerven ist möglich, weshalb durch diese Anästhesie die Hautsensibilität eventuell erhalten bleibt

    An der Hintergliedmaße ist dieser Block sehr oft nicht vollständig, da Ausläufer der N. fibularis, N. cutaneus surae, N. metatarsalis und N. saphenus, über den Griffelbeinen, medio- bzw. laterodorsal am Röhrbein und am medialen und lateralen Rand der Strecksehne bis zum Hufgelenk verlaufen! An der Hintergliedmaße ist es daher sinnvoll, je eine Quaddel mit 2 ml Anästhetikum lateral und medial der Strecksehne  zu setzen, bzw. den  Ringblock nach dorsal zu erweitern.

    MPA = abaxial sesamoid block

    Die Kanüle wird 2 cm oberhalb des Fesselgelenkes auf Höhe des oberen Randes der Gleichbeine oder auf Höhe des Fesselgelenkes über der Hinterkante des gut fühlbaren Gefäß-Nervenstrangs platziert und 5-6 ml Lokalanästhetikum injiziert.

  • Betäubt wird:
      • Alles wie beim Fesselringblock
      • Die Gleichbeine komplett
      • Teile des Fesselgelenkes

    Eine an dieser Stelle ausgeführt Leitungsanästhesie ist die unpräzise, da das Fesselgelenk unberechenbar mitanästhesiert ist. Eindeutiger ist eine tiefe 4-Punkt Anästhesie, die das Fesselgelenk sicher betäubt aber dafür wiederum Teile des Fesselträgers erreicht.

     

    Kommentar zu den Anästhesiestellen:

    • Wird die TPA in der Mitte der Fesselbeuge vorgenommen, wird das Krongelenk, Anteile der  Gleichbeinbänder und eventuell ein weiter vorne verlaufender Nerv (ramus dorsalis) mitanästhesiert, der das Hufgelenk versorgt. Einen Vorteil für diese Anästhesie gibt es nicht, eher Nachteile, weil die Interpretation unklarer ist. Wird eine TPA1  durchgeführt ist die Aussage präziser, da das Krongelenk ausgeschlossen ist.
    • Der Vorteil der RPA liegt darin, dass sie die Huflederhaut der Trachten und Ballenregion nicht betäubt und somit z.B. die Schmerzhaftigkeit von Hornspalten im Trachtenbereich überprüft werden kann. Die RPA entspricht in ihrer Wirkung weitgehend der Hufgelenksanästhesie, nur dass das Hufgelenk bei der RPA nicht vollständig anästhesiert ist.
    • Auch bei der MPA gibt es Verwirrung hinsichtlich des Injektionsortes. Manche Tierärzte bezeichnen eine hoch ausgeführte TPA2 als MPA. Die MPA oberhalb der Gleichbeine bringt für das Fesselgelenk unklare Befunde, da nur ein Teil des Fesselgelenkes betäubt ist und bietet somit keinen Vorteil gegenüber einer  TPA2 sondern nur mehr Unklarheit. Die nächst höhere Anästhesiemöglichkeit ist der untere 4-Punkt Block, der das Fesselgelenk sicher betäubt.
    • Wenn in einem Krankenbericht  nicht genau angegeben wird, wo und wie injiziert wurde, ist mit den Befunden oft nur wenig anzufangen.

    Schlussfolgerung:

    Die sinnvollste Abfolge der Anästhesien ist in der Regel:

      • TPA1 tief
      • TPA2
      • tiefer 4-Punkt Block

 

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